Fortsetzung ?Der ganz normale Wahnsinn im Liegewagen der Deutschen Bahn?

Nachdem der (recht unfreundliche) Schaffner der jungen Mutter keine Auskunft zu den restlichen ? womöglich freien ? Plätzen geben konnte (wollte?), erklärte ich mich bereit, mit ihr zu tauschen. Also kletterte ich ganz nach oben und machte es mir (im Rahmen der Möglichkeiten) ?bequem?. Ein bisschen wackelig hier oben und richtig ausstrecken konnte man sich auch nicht. Nach wenigen Seiten in meinem Buch und, nachdem sich alle anderen auch hingelegt hatten, beschloss ich, es auch mal mit Schlafen zu versuchen.

Jedoch ? einer Verschwörung gleich ? versuchte alles und jeder mich davon abzuhalten:

1. Der Zug ruckelte so stark, dass ich langsam befürchtete, dass wir entgleisen..

2. Dem kleinen Jungen war es wohl auch nicht so geheuer, so dass er bald und ausdauernd zu weinen begann?

3. Ein netter Mitreisender in der Nachbarkabine konnte die Nikotin-Sucht nicht länger unterdrücken und löste so einen gellenden Rauchalarm aus?

4. Ein älterer Herr stieg noch zu und versucht im Dunkeln, seine Liege zu beziehen, seine Hose auszuziehen und über die Leiter in die mittlere Etage zu klettern?

5. Die Temperatur im Abteil stieg trotz ausgeschalteter Heizung kontinuierlich an und an und an?

STOOOOPPPPP!

Zeit für Werkzeug Nummer 2: Wohl dem, der eine Entspannungstechnik beherrscht und sich so auch unter erschwerten Bedingungen runter fahren kann. Meine Methode: eine gedankliche Reise an einen ganz persönlichen Ort der Ruhe.

Langsam verwandelte sich meine enge Pritsche in ein kleines, schnuckeliges Segelboot, das sanft in den Wellen vor einer karibischen Insel schaukelte. Die Wärme des strahlenden Sonnenscheins konnte ich förmlich spüren. Die Geräusche um mich rum traten immer mehr in den Hintergrund, so dass ich das Weinen des kleinen Jungen nur noch als leises Kreischen der Möwen wahrnehmen konnte. Ich genoss das Urlaubsfeeling, den schönen Sommertag, das Meer, die Sonne ?. und driftete langsam aber sicher ins Land der Träume ab.

So konnte ich Stunden später erholt und frisch in Saarbrücken aus dem Zug steigen und voller Energie in den neuen Tag starten. Das Schaukeln der Wellen spürte ich allerdings noch den ganzen Tag. 🙂

Eure
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www.korinnaruthemann.de

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